VwGO § 42: Verbandsklagerecht Tierschutz

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Sebastian Veelken
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VwGO § 42: Verbandsklagerecht Tierschutz

Beitrag von Sebastian Veelken »

Im GVBl. vom 05.07.2013 wurde das Gesetz über die Einführung eines Verbandsklagerechts im Tierschutz bekannt gemacht, es ist daher am 06. Juli in Kraft getreten (https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_vbl_det ... d_id=13926). Nutzer dieser Seite kennen das Thema, weil der Vorgang hier unter Beobachtung stand.

Das Klagerecht betrifft in der Sache u.a. Baugenehmigungen und BImSchG-Genehmigungen für den Bau neuer gewerblicher Tierhaltungsanlagen.
Die entsprechende Befugnis erlangen die Verbände nur unter gewissen Voraussetzungen (hinreichende Dauerhaftigkeit, mind, 5 Jahre alt, mindestens landesweite Tätigkeit u.a.), die erforderliche Anerkennung spricht das für den Tierschutz zuständige Ministerium aus. Bislang sind hier noch keine Anerkenungen bekannt.

Zugleich erhalten diese Verbände im Verfahren ein Anhörungsrecht, angelehnt an die Betroffenen-Anhörung gem. § 28 VwVfG.
Im Wortlaut:
(...)
§ 1 Verbandsklagerecht

(1) Ein nach § 3 anerkannter Verein (anerkannter Verein) kann, ohne die Verletzung eigener Rechte geltend machen zu müssen, Rechtsbehelfe nach Maßgabe der Verwaltungsgerichtsordnung einlegen gegen
  1. Genehmigungen und Erlaubnisse nach (...) Tierschutzgesetz (...),
  2. bau- und immissionsschutzrechtliche Genehmigungen für Vorhaben zum Halten von Tieren zu Erwerbszwecken und
  3. Anordnungen oder die Unterlassung von Anordnungen nach § 16a Tierschutzgesetz.
(...) Satz 1 und 2 gelten nicht, wenn ein dort aufgeführter Verwaltungsakt auf Grund einer Entscheidung in einem verwaltungsgerichtlichen Streitverfahren erlassen oder in einem solchen Verfahren als rechtmäßig bestätigt worden ist.

(2) Rechtsbehelfe nach Absatz 1 Satz 1 und Satz 2 sind nur zulässig, wenn der anerkannte Verein
  1. geltend macht, dass der Erlass eines in Absatz 1 Satz 1 Nummern 1 bis 3 genannten Verwaltungsaktes oder die Unterlassung eines Verwaltungsaktes im Sinne von Absatz 1 Satz 1 Nummer 3 Vorschriften des Tierschutzgesetzes, Rechtsvorschriften, die aufgrund des Tierschutzgesetzes erlassen worden sind, oder unmittelbar geltenden Rechtsakten der Europäischen Union im Anwendungsbereich des Tierschutzgesetzes (tierschutzrelevante Vorschriften) widerspricht,
  2. dadurch in seinem satzungsgemäßen Aufgabenbereich berührt wird und
  3. zur Mitwirkung nach § 2 Absatz 1 oder 2 berechtigt war und er sich hierbei in der Sache geäußert hat oder ihm entgegen § 2 Absatz 1 oder 2 keine Gelegenheit zur Äußerung gegeben worden ist.
Ein Rechtsbehelf gegen eine Genehmigung nach § 8 Absatz 1 Tierschutzgesetz ist darüber hinaus nur zulässig, wenn mindestens zwei Mitglieder der Kommission nach § 15 Absatz 1 Satz 2 Tierschutzgesetz das Vorhaben abgelehnt haben.

(3) Hat der anerkannte Verein Gelegenheit zur Mitwirkung in den Fällen des § 2 Absatz 1 oder 2 gehabt, ist er im Verfahren über den Rechtsbehelf mit allen Einwendungen ausgeschlossen, die er im Rahmen einer Mitwirkung nicht oder nicht rechtzeitig geltend gemacht hat, aber hätte geltend machen können.

(4) Ist eine Entscheidung nach Absatz 1 dem anerkannten Verein nicht bekannt gegeben worden, muss der Rechtsbehelf innerhalb eines Jahres erhoben werden, nachdem der Verein von der Entscheidung Kenntnis erlangt hat oder hätte erlangen können.

§ 2 Mitwirkungs- und Informationsrechte

(1) Einem anerkannten Verein ist von der jeweils zuständigen Behörde rechtzeitig Gelegenheit zur Äußerung sowie zur Einsicht in die tierschutzrelevanten Sachverständigengutachten zu geben

1. bei der Vorbereitung von tierschutzrelevanten Rechts- und Verwaltungsvorschriften der für den Tierschutz zuständigen Behörden des Landes und

2. vor der Erteilung bau- und immissionsschutzrechtlicher Genehmigungen für Vorhaben zum Halten von Tieren zu Erwerbszwecken,

soweit das Vorhaben den satzungsgemäßen Aufgabenbereich des anerkannten Vereins berührt. Satz 1 Nummer 2 gilt nicht für Vorhaben zur Errichtung von Kleintierställen bis zu 50 Kubikmeter Brutto-Rauminhalt.

(2) Die jeweils zuständige Behörde hat einem anerkannten Verein auf dessen Verlangen in Genehmigungs- und Erlaubnisverfahren nach § 4a Absatz 2 Nummer 2, § 6 Absatz 3, § 8 Absatz 1 und § 11 Absatz 1 Tierschutzgesetz sowie nach § 2 Absatz 1 Satz 2 dieses Gesetzes Gelegenheit zur Äußerung zu geben.

(3) § 28 Absatz 2 Nummern 1 und 2, Absatz 3 und § 29 Absatz 2 Verwaltungsverfahrensgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen vom 12. November 1999 in der jeweils geltenden Fassung gelten sinngemäß. Der anerkannte Verein hat Einwendungen innerhalb von vier Wochen, nachdem ihm Gelegenheit zur Äußerung gegeben wurde, gegenüber der zuständigen Behörde zu erheben.

(4) In anderen Rechtsvorschriften vorgeschriebene inhaltsgleiche oder weitergehende Formen der Mitwirkung des anerkannten Vereins bleiben unberührt.

(5) Auf Antrag hat die zuständige Behörde den anerkannten Verein über die Anzahl und den Gegenstand laufender Verwaltungsverfahren der in Absatz 2 genannten Art zu informieren. Auf das Verfahren und die Ablehnungs- und Beschränkungsgründe finden die §§ 3, 5 bis 10 des Informationsfreiheitsgesetzes Nordrhein-Westfalen vom 27. November 2001in der jeweils geltenden Fassung entsprechende Anwendung.
(...)
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Sebastian Veelken
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Verbandsklagerecht Tierschutz: 0/4 Verbänden anerkannt

Beitrag von Sebastian Veelken »

Der Beantwortung einer aktuellen Landtagsanfrage war zu entnehmen, dass bislang (Stand 13.09.2013) weiterhin noch keine Verbände anerkannt wurden, dass aber vier Anträge anhängig sind.
5. Welche Anerkennungsverfahren sind nach § 3 TierschutzVMG NRW bis heute durchgeführt worden bzw. sind noch anhängig? (Bitte nach Verfahrensausgang differenziert dokumentieren.)

Zum Stand 13.09.2013 liegen beim Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz bislang vier Anträge auf Anerkennung gemäß § 3 Tier-schutzVMG vor. Über die Anträge ist noch nicht entschieden worden.
Nachtrag 24.01.2014:
Inzwischen gibt es die ersten 7 Anerkennungen. Mehr dazu...
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